„Ich sammle Flaschen, damit ich wieder nach Jamaika kann, weißt du? Da habe ich ne Kaffeeplantage, auf der bau ich Rosmarin an.“ Bei dem Wort Rosmarin blinzelt er. „Wegen Rosmarin, war ich vier Monate im Knast.“ Bei dem Wort Knast zeigt er mir seine linke Hand, auf die drei Punkte tattoowiert sind. „Weißt du wofür die stehen? Für Knast! Ich hab vier Wochen gesessen, weil ich, ich war Soldat im Kongo, Fallschirmjäger, und einen Morgen hab ich fünf Flaschen Wodka und fünfzig Dosen Bier getrunken und bin zu stramm zum Dienst gekommen und dann musste ich in den Knast.“ Mir wird es etwas zu bunt, ich werfe ein: „Fuffzich Dosen?! Niemals!“ Er lacht kurz und laut, dann zeigt er auf das Loch in seiner Hose: „Hier schau mal, die Hose hab ich von Aldi, das is ne echte Lagerfeld für 8,99 Euro. Schnäppchen. Und das Loch hier, da hab mich eben mit nem Studenten geprügelt, ich hab gewonnen und dem hab ich dann seine Rolex abgenommen. Aber die war eh nicht echt, deswegen hab ich die einem Obdachlosen geschenkt.“ Ich glaube eher an den Weihnachtsmann, als an einen einzigen Satz dieses Mannes. Er greift in seine Jackentasche und schenkt mir eine goldene Christbaumkugel. Dann nimmt er seinen Rollkoffer in Zebrafelloptik und klackert mit ihm über das Kopfsteinpflaster weg.
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